18. Oktober 2020
Liebe Gemeinde,
es gibt viele traditionelle Christusdarstellungen, die ihn als Pantokrator, als Allherrscher sehr eindrücklich und machtvoll in den Mittelpunkt des Betrachters stellen – und das aus gutem Grund: Durch ihn ist alles geschaffen, durch ihn soll am Ende der Tage auch alles wiederhergestellt werden. Er sitzt als König auf dem himmlischen Thron. Bei Jesus liegt aber eine Besonderheit vor. Er hat sich selbst nur ein einziges Mal als König bezeichnet, und das war vor Pilatus. In der Leidensgeschichte, als er menschlich gesehen völlig machtlos war. Sein eigentliches Königtum wird erst dann offenbar, wenn er wiederkommt, um diese Erde zu richten.
Im heutigen Evangelium soll Jesus wieder einmal in eine Falle gelockt werden. Dabei geht es um das Verhältnis von Kirche und Staat. Jesus aber lässt sich nicht auf diese Falle ein. Er wechselt die Perspektive. Eine Münze mit dem Bild und der Aufschrift des Kaisers ist des Kaisers und so kann man sie ihm auch geben. „Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört.“ Wenn wir in die Geschichte des Christentums hineinschauen, dann wird deutlich, dass der heidnische Staat und die Kirche jahrhundertelang Gegner waren. Trotzdem hat es Zeiten gegeben, in denen Staat und Kirche gegenseitig Aufgaben übernahmen. Das ist beiden Seiten auf Dauer nicht gut bekommen. Heute erleben wir, dass der Staat das Gewissen seiner Bürger nicht zwingen kann und dass andersherum die Kirche die Autonomie anderer Lebensbereiche anerkennen muss. Konkret muss wohl immer neu festgesetzt werden, was Gottes und was des Staates ist. Das Evangelium dieses Sonntags kann uns da eine konkrete Weisung sein und geben.
So wünsche ich Ihnen einen gesegneten Sonntag und eine gute Woche!
Ihr Pastor Markus Thoms