23. Mai 2021
Liebe Gemeinde,
Franz Kamphaus, emeritierter Bischof von Limburg, berichtet, dass er sich bei Firmfeiern manches Mal wundert, wenn er die Jugendlichen vor sich stehen sieht: Da wird an Salben, Cremes und Gels nicht gespart. Der Bischof fragt sich, ob die jungen Christen wirklich nach allen Regeln des Trends an Haut und Haaren gesalbt oder doch nur angeschmiert sind? Im Pfingsthymnus singen wir: „Du Lebensbrunn, Licht, Lieb und Glut, der Seele Salbung höchstes Gut.“ (Gotteslob Nr. 351) Die Salbung der Seele geht offenbar unter die Haut, sie berührt unsere Identität, unser Innerstes. Christen sind Gesalbte – in Taufe und Firmung, und sie haben damit Anteil an Christus, dessen Name übersetzt Gesalbter heißt. Wenn einem etwas unter die Haut geht, dann verändert das den Blick auf den Menschen bzw. die Situation. Das kann ein anerkennendes Wort sein, ein ermutigender Blick, eine einfühlsame Zuwendung – eben Balsam, Salbung für die Seele. Zu biblischen Zeiten wurde nicht irgendwer gesalbt, sondern die Könige, die Priester und Propheten. Als Christen sind wir Gesalbte. Angefangen bei der Taufe. Und um die Bedeutung des Gesalbtseins zu verstehen, wird es bei der Firmung im Jugend- bzw. Erwachsenenalter wiederholt. Und jedem wird mit der Salbung zugesagt: Du bist geliebt. Du bist einmalig. Du bist unverwechselbar. Du bist keine Kopie, sondern ein Original. Und so hat der Mensch, jeder Mensch, eine unzerstörbare Würde, die ihn von Anfang bis Ende seines Lebens auszeichnet. Und keine menschliche Würde ist mit einem Wert zu beziffern. Die Würde hängt nicht an Gesundheit oder Krankheit, alt oder jung, behindert oder nichtbehindert. Und weil wir als Christen gesalbt sind, haben wir den Auftrag und die Verpflichtung, in Christi Namen aufzutreten und die Stimme gegen jedes Unrecht zu erheben.
Das Pfingstfest lädt uns ein, dieser Zusage und dieser Kraft, die in uns steckt, neu zu trauen.
Ein gesegnetes Pfingstfest wünscht Ihnen und Ihren Familien
Ihr Pastor Markus Thoms