Liebe Schwestern und Brüder!
Im Weihnachtsevangelium der Heiligen Nacht hören wir die Worte des Engels: „Fürchtet euch nicht, denn siehe ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll.“ (Lk 2, 10) Auf den ersten Blick ist das eine grandiose Aussage. „Ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll.“ Dem ganzen Volk! Gibt es das heute oder gab es das jemals in der Menschheitsgeschichte. Eine Freude, die allen zuteilwerden soll? Wenn wir an diesem Weihnachtsfest auf das zu Ende gehende Jahr zurückblicken, dann ist uns auf den ersten Blick sicherlich nicht nach Freude zumute - erst recht nicht nach Freude im ganzen Volk. Zuviel Freudloses ist geschehen und wirkt immer noch nach in unserer Zeit. Die Folgen der Coronapandemie lasten schwer auf unserem Leben. Zu viele Unbekannte stecken in diesem Virus, zu viel Leid, Trauer und Ungewissheit hat es hervorgerufen. Die Folgen des Klimawandels machen uns schwer zu schaffen. Die Überschwemmungen im Ahrtal im Sommer dieses Jahres haben uns das deutlich vor Augen geführt. Unzählige Menschen haben ihr Hab und Gut verloren, viele sind in den Fluten gestorben, mach einer fragt sich: Wie soll es weitergehen? Und die Liste von Dunkel und Leid lässt sich fortsetzen. Sowohl im persönlichen Leben, als auch auf der großen Bühne der Weltgeschichte. Und da hören wir den Satz: „Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteilwerden soll.“ Bei allem was schwer war und sicherlich auch schwer bleiben wird, dürfen wir nicht vergessen, was Menschen in den letzten Monaten geleistet haben. Viele haben sich eingesetzt, um die Pandemie zu bekämpfen. Man hält sich an Regeln und hilft sich gegenseitig. Man lässt sich impfen, und setzt so ein Zeichen der Nächstenliebe und der Solidarität – weil es eben nicht nur um mich, sondern auch um den Schutz des Nächsten geht. Man hilft sich gegenseitig. Denken wir an die großartige Hilfe, die den Menschen in den Flutgebieten zuteilwurde. Noch nie wurde innerhalb kürzester Zeit in unserem Land so viel gespendet wie aus diesem Anlass. Unzählige Menschen haben mitgeholfen, den Schutt zu beseitigen, haben ihren Urlaub geopfert, nur um denen zu helfen, die alles verloren haben. Sind diese Zeichen der Solidarität und des Miteinanders nicht Zeichen großer Freude gerade für die Menschen, die diese Zeit eher als eine freudlose Zeit erleben?
Wenn wir auf den Anfang schauen – damals in Bethlehem, dann ist dort auf den ersten Blick nichts Erstaunliches geschehen. Ein Kind wird geboren. Bis heute seit Bestehen der Menschheit milliardenfach geschehen. Und dennoch ist mit der Geburt dieses Kindes in Bethlehem etwas in Gang gesetzt worden, das die ganze Welt verändert hat. Angefangen bei den Engeln, über die Hirten bis hin zu allen Menschen, die die Botschaft in die Welt hinaustragen und sie aufnehmen und in ihrem konkreten Lebensalltag umsetzen. Ist das nicht eine wirkliche Freude, von der das ganze Volk angesteckt ist? Wo Gottes Friede und Freude in die Herzen der Menschen einziehen, dort strahlt das Licht von Bethlehem auf und verändert die Welt. Gott sucht Menschen, die seine Botschaft, seinen Frieden in diese Welt hineintragen. Wenn wir so Weihnachten feiern, dann öffnen wir Gott einen Weg in unsere Welt, dann können Friede und Freude entstehen, die dem ganzen Volk zuteilwerden.
Ich wünsche Ihnen und Ihren Angehörigen, auch im Namen aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, gesegnete Weihnachtstage und Gottes sicheres Weggeleit an allen Tagen im neuen Jahr 2022.
Ihr Pastor Markus Thoms