6. Februar 2022
Liebe Gemeinde,
das Evangelium des heutigen Sonntags berichtet von der Berufung der ersten Jünger. Dabei gliedert sich dieser Text in zwei Szenen. Zunächst lehrt Jesus die Menschen vom Boot aus. Sie drängen sich förmlich am Ufer, um Jesus zu hören. Die Reaktion der Menschen schildert uns der Evangelist Lukas nicht, dennoch muss von Jesus an dieser Stelle eine ungeheuerliche Faszination ausgegangen sein. In dem dann folgenden Szenenwechsel erfüllen die Jünger die Bitte Jesu und fahren hinaus auf den See – mitten am Tag, zur Unzeit. Das Ergebnis ist überraschend. Sie fangen eine so große Menge Fische, dass die Netze zu zerreißen drohen. Den Jüngern wird in dieser Situation klar, dass mit Jesus die Macht Gottes am Werk ist. Es löst zunächst Schrecken und Entsetzen bei ihnen aus, danach folgen sie Jesus und werden so zu den ersten konkreten Personen, die Jesus nachfolgen. Nach und nach entsteht der Jüngerkreis, der Jesus nachfolgt und seine Botschaft weitergibt. In den letzten Wochen und Monaten erleben wir mehr und mehr eine Krise der Kirche. Wenn wir auf die konkreten Zahlen derjenigen schauen, die sich zur Kirche und zum Glauben bekennen, spüren wir Hilflosigkeit und Ohnmacht – denn die Zahlen schwinden und schwinden. Was bedeutet das für uns als Gemeinde vor Ort? Mehr denn je sind wir eingeladen, uns bewusst zu machen, dass wir die konkreten Gesichter in der Nachfolgebewegung sind, die das christliche Leben und den Glauben leben und weitertragen. In vielfacher Weise geschieht das. Gott sei Dank! Glaube und Kirche werden dort konkret und lebendig, wo Menschen – bewusst oder unbewusst – leben und weitergeben, was sie mit der frohen Botschaft verbinden. Und da gibt es Gott sei Dank ganz viel und ganz viele Menschen. Kirche ist mehr als das, worauf sie in dieser Zeit reduziert wird, weil sie in vielen Bereichen lebendig hält, was sie auch ausmacht. Die Liebe Gottes zu uns Menschen! Auch wenn ich manches Mal ratlos vor dem stehe, wie das Wort der frohen Botschaft durch Amtsträger verdunkelt wurde, bin ich vor allem dankbar für die Menschen, die dennoch dem Glauben und der frohen Botschaft ihr Gesicht geben.
Eine gute Woche wünscht Ihnen
Ihr Pastor Markus Thoms