Lichtgestalten

Angst und Verunsicherung machen die Runde.

Ein Perspektivwechsel ist gefragt. Keinem geringeren als der hl. Augustinus verdanken wir das Wort: „ Die Seele ernährt sich von dem, worüber sie sich freut!“

Ich möchte sie einladen Persönlichkeiten kennen zu lernen, die in ihrer Lebensfeude und in ihrem Mut ansteckend sind: echte Weggefährten unserer Menschlichkeit. Nichts Menschliches ist ihnen fremd, ja gerade die menschliche Seite ihres Lebens und Wirkens, ihrer Irrungen und Wirrungen lassen sie uns nahe sein und als zu uns gehörig erleben. Die Kirche nennt sie Selige oder Heilige.

Darf ich vorstellen: Seliger Nikolaus Groß

Sein Gedenktag ist der 23.Januar.

Nikolaus Groß ist ein Kind des Kohlenpotts. Am 30. Sept. 1898 als Sohn eines Zechenschmiedes in Niederwenigern – nahe der Stadt Essen – geboren. Sein beruflicher Werdegang scheint vorgezeichnet zu sein. Nach dem Abschluß der Volksschule arbeitet er zunächst 3 Jahre in einem Blechwalzwerk und anschließend als Hauer „unter Tage“. Hautnah kommt er also mit den Sorgen und Nöten der kleinen Leute in Berührung. Das Schicksal der Arbeiter bewegt ihn und gibt seinem Leben eine neue  Aussrichtung. Ihm wird unmißverständlich klar, dass die Arbeiterschaft nicht untätig auf Besserung ihrer Lage warten darf, sondern selbst etwas dafür tun muss – und zwar in Solidarität für- und miteinander. Er selbst schließt sich schon bald dem „Gewerksverein: christlicher Bergarbeiter“ an und nutzt jede freie Minute zur gründlichen Fortbildung. Bis in die tiefe Nacht hinein studiert er. Seit 1920 setzt er sich als Gewerkschaftssekretär nachhaltig für die Verbesserung der Lebensbedingungen der Bergarbeiter und ihrer Familien ein.

Seine unermüdliche Einsatzbereitschaft, sein unbestechlicher Gerechtigkeitssinn und vor allem sein Einfühlungsvermögen in die  Belastungen und Nöte der Arbeiter verschaffen ihm überall schnell Respekt und Anerkennung. Die Männer spüren: Das ist einer von uns. Er hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt.

Als sich die Lage der Arbeiter nach dem ersten Weltkrieg zusehends verschlechtert und die Arbeitslosigkeit sprunghaft ansteigt, warnt er bereits lautstark vor den radikalen Einflüssen von rechts und links.

Im Mai 1923 heiratet er Elisabeth Koch. 1927  nimmt der das Angebot der Schriftleitung der „Westdeutschen-Arbeiter-Zeitung“(WAZ) an. Mit Eifer und Leidenschaft macht er sich an die neue Aufgabe. Sein Ziel: die Stärkung des Selbstbewusstseins der Arbeiter in sozialer, kultureller und politischer Hinsicht auf dem Fundament des katholischen Glaubens und der Menschenwürde.

In dieser Zeit werden dem Ehepaar Groß sieben Kinder geschenkt. Es ist dies die Zeit der wirtschaftlichen Rezession, der hohen Arbeitslosigkeit, der Schreckensherrschaft des Nationalsozialismus, des Ausbruchs des Zweiten Weltkrieges. In dieser Zeit sieben Kindern das  Leben zu schenken, heißt, trotz aller Gefahr und Bedrohung Ja zur Zukunft, Ja zur Hoffnung, Ja zum Leben sagen.

In bedrängter Zeit ist die Treue ein Schlüsselbegriff in seiner Lebensausrichtung: Treue zu sich selbst, Treue zu seiner Frau, Treue zu seinen Kindern, Treue zu seinen Freunden und Kollegen, Treue zu seiner Aufgabe.

In der KAB-Zentrale wird er als „eine besinnliche, umsichtig sorgende Vaternatur“ beschrieben.1938 erfolgte das endgültige Verbot der Arbeiterzeitung.

Ihm war klar: „Wenn wir heute nicht unser Leben einsetzen, wie können wir dann vor Gott und unserem Gewissen einmal bestehen“.  Er schloss sich aktiv dem Widerstand an und hatte Kontakt zu Pater Alfred Delp und Graf Moltke, also dem Kreisauer Kreis. Nach dem Attentat auf Adolf Hitler am 20. Juli 1944 wurde er verhaftet und starb am 23. Januar 1945 in Berlin Plötzensee durch den Strang.

Bewegend ist sein Abschiedsbrief an seine Familie. (www.erzbistum-koeln.de/Abschiedsbrief-von-Nikolaus-Gross-an-seine-Familie.pdf)

Hinweis:

Pfarrer Markus Trautmann hat erst im Dezember ein eindrucksvolles Bilderbuch für Jung und Alt über das Leben und Wirken von Nikolaus Groß herausgegeben.

„Elisabeth und Nikolaus Groß. Ein Bilderbuch für Jung und Alt“, herausgegeben von der KAB Münster, ist erschienen im Dialogverlag Münster. Es kostet 4,90 Euro und ist erhältlich im Buchhandel (ISBN 978-3-944974-55-2) und über den Diözesanverband der KAB in 48155 Münster, Schillerstraße 44b. Empfehlenswert!

Pfarrbüro St. Anna

Friedenstraße 6
48485 Neuenkirchen 

Tel. 05973 / 94 73 - 0
E-Mail: stanna-neuenkirchen@bistum-muenster.de 

Die Kirche sei immer ein Ort der Barmherzigkeit und Hoffnung, wo wir spüren, dass wir angenommen und geliebt sind und Vergebung erhalten.
— Papst Franziskus