Liebe Leserinnen und Leser,
wieder kommen die Tage, die wir in der Kirche als Höhepunkt des Kirchenjahres bezeichnen. Gründonnerstag mit der Feier des letzten Abendmahls Jesu, Karfreitag mit der Feier vom Leiden und Sterben des Herrn, Karsamstag als Tag der Grabesruhe und Feier der Osternacht am Abend und der Ostersonntag als der eigentliche Festtag der Auferstehung Jesu. Die österlichen Tage, die gerahmt werden von der Karwoche und der Osterwoche, von der Fastenzeit und der Osterzeit, werden intensiv gefeiert. Die Wichtigkeit dieses Festes lässt sich an der Intensität der Vorbereitung, aber auch an der Ausgiebigkeit des Feierns erkennen.
Aber warum feiern wir Ostern?
Haben wir ein geschichtliches Interesse? Wollen wir daran erinnern? Ja, die Erinnerung darf nicht verloren gehen. Aber nicht nur deshalb feiern wir.
Feiern wir Ostern, weil deutlich wird, dass die Gewalt nicht das letzte Wort hat? Feiern wir, dass ein geschundener Christus das Geschenk des neuen Lebens erhält? Der Gewalt sind die Grenzen gesetzt. Aber nicht nur deshalb feiern wir.
Bezeugen wir an Ostern, dass Gott durch alles Leiden und alles Böse in der Welt das Gute bewirken kann? Wir glauben das. Aber wir feiern noch mehr!
Wir feiern etwas, das zu all dem gehört: Wir feiern mit dem Schicksal Jesu unser eigenes Schicksal. Wir bekennen gläubig, dass wir als sterbliche Menschen mit Jesus auferstehen und ewiges Leben empfangen.
In der Osternacht hören wir in der Lesung auf dem Römerbrief: „Sind wir nun mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.“ (Röm 6, 8)
Damit ist alles verändert, ist alles neu. Unser ganzes Leben erscheint in einem neuen Licht. Und diese Zusage ist für uns gerade am diesjährigen Osterfest so wichtig. Wir erleben Ostern in einer außergewöhnlichen Situation. Seit Wochen hat das Coronavirus uns und unsere vertrauten gesellschaftlichen und persönlichen Abläufe fest im Griff. Wir hätten zu Beginn der Fastenzeit niemals gedacht, dass wir an Ostern keine öffentlichen Gottesdienste feiern dürfen. Wir wären im Traum nicht darauf gekommen, dass unsere Reisefreiheit zu Ostern so massiv eingeschränkt ist. Viele machen sich Sorgen, um die alten Eltern, die Großeltern, die Kranken und Pflegebedürftigen, die sie nicht besuchen dürfen.
Ja, wir sind in Bedrängnis. Viele wissen zurzeit nicht, wie es weitergehen soll. In dieser Bedrängnis ruft uns der Auferstandene zu: „Fürchtet euch nicht!“ (Mt 28, 5)
Dieser Trost und unser Glaube, dass unser ganzes Leben in Christus aufgehoben ist ermutigt uns, nicht zu verzagen, sondern trotz aller Einschränkungen und aller Distanz, die uns aufgelegt ist, Hoffnung und Zuversicht zu schöpfen und zu verbreiten. Denn Gott ist uns gerade dann nahe, wenn wir unsicher tastend, suchend und fragend auf dem Weg sind. Wer von dieser Hoffnung erfüllt ist, der vermag anderen Beistand, Trost und Zuversicht zu schenken.
So wünsche ich allen, die in dieser Zeit unter den äußeren Umständen schwer zu leiden haben, alle Kraft und die nötige Hilfe. Ich denke dabei an die Einsamen und Kranken in den Altenheimen und Krankenhäusern, an die, die Ostern in Quarantäne verbringen müssen, aber auch an all die, die wirtschaftlich von dieser Krise betroffen sind. In diesen Zeiten der Verunsicherung wünsche ich Kraft und Zuversicht.
Uns allen, die wir Ostern in diesem Jahr ganz anders erleben als wir es gewohnt sind, die wir Nähe zeigen, indem wir Distanz halten, wünsche ich frohe und gesegnete Ostertage. Möge der Auferstandene uns vorausgehen und uns den Weg zeigen, so wie er auch den Jüngern vorausgegangen ist.
Ihr Pfarrer Markus Thoms