9. April 2023
Liebe Gemeinde,
wieder hören wir in der Osternacht das Wort des Engels an die Frauen, die sich zum Grab aufgemacht haben: „Fürchtet euch nicht! Er ist nicht hier. Geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden.“ (Mt 28, 5-7)
Diese Botschaft, die die Frauen den Jüngern überbracht hatten, muss für die Jünger eine ungeheure Provokation gewesen sein. Mit dem Tod Jesu hatten sie doch den ganzen Sinn ihres Lebens verloren. Ihnen wurde der Boden unter den Füßen weggerissen. Nicht einmal mehr im Grab können sie ihn aufsuchen. Nicht einmal dort, wo sie mit ihm auch ihre Träume begraben mussten, können sie ihm nahe sein. „Fürchtet euch nicht! Er ist nicht hier.“ Das ist und bleibt die Botschaft der Osternacht. Für die Jünger damals war es die Erfahrung, dass die irdische Heilserwartung sie betrogen hat. Und so wie sie die Erfahrung machen durften, dass mit der Auferstehung Jesu ihr Leben eine neue Perspektive bekam, so soll auch uns diese Perspektive geschenkt werden. Auferstanden meint ja, dass Jesus für immer bei Gott, der die Fülle des Lebens ist, lebt. Auch uns wird dieses Leben in Fülle geschenkt werden. Dieses „Fürchtet euch nicht!“ will aber keine billige Vertröstung auf das Jenseits sein, sondern es soll eine Ermutigung für das Diesseits sein. Gerade angesichts von Kreuz und Leid, von so vielen ungelösten Fragen und Problemen, vor denen wir als Kirche und Gesellschaft stehen, darf uns die Gewissheit trösten, dass wir niemals aus seiner Hand herausfallen und unser Leben am Ende nicht scheitern kann. Und diese Gewissheit soll uns Kraft und Mut geben, uns für das Leben einzusetzen: Leben zu schützen, Leben zu bewahren, Leben zu fördern. Denn Auferstehung beginnt heute, beginnt hier und jetzt. Sie beginnt dort, wo Menschen wieder miteinander reden, wo sie geduldig und zuversichtlich ihr Kreuz auf sich nehmen und ihren Weg weitergehen. Auferstehung beginnt, wo Menschen einander trösten und sich dem zuwenden, der unter das Last des Lebens zusammenzubrechen droht. Auferstehung beginnt, wo man sich einsetzt für Anstand, Gerechtigkeit und Menschenwürde. Auferstehung beginnt, wo Menschen gläubig bekennen: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit.“
Mein Wunsch an diesem Osterfest ist, dass wir einander in der Weg- und Glaubensgemeinschaft stärken und uns auf die Gegenwart des auferstandenen Herrn einlassen. Überwinden wir die Angst, verkrampfen wir nicht länger in unseren Wunschvorstellungen, sondern lernen wir loszulassen und versuchen wir, uns hoffend auf das Neue einzulassen.
Allen Mitgliedern unserer Gemeinde, besonders den Alten und Kranken, wünsche ich ein frohes und gesegnetes Osterfest!
Ihr Pastor Markus Thoms