Liebe Leserinnen und Leser,
„… und Friede auf Erden!“ –
dieses Wort aus dem Lukasevangelium, das wir – wie in jedem Jahr – in der Feier der Weihnacht, in der Heiligen Nacht, hören, habe ich in diesem Jahr ganz bewusst über meinen Weihnachtsgruß geschrieben. Wenn sich in dieser Weihnacht Christinnen und Christen auf der ganzen Erde versammeln, um die Freue über die Geburt Jesu zu teilen und zu feiern, dann wissen wir sehr genau, dass diese Aussage des Engels aus der Weihnachtsbotschaft für viele Menschen Utopie bleibt. Wir wissen um die kritische Situation in der Ukraine, deren Bewohnerinnen und Bewohner nun schon das zweite Weihnachtsfest im Krieg oder auch fern der Heimat erleben müssen, weil sie geflüchtet sind. Wir wissen um die Menschen im Heiligen Land, dort wo mit der Geburt Jesu alles begann, wo der Friede ausgerufen wurde, gewissermaßen die Zeitenwende war, dort herrscht seit dem 7. Oktober erneut ein Krieg der brutalsten Art und niemand weiß abzuschätzen, wie lange dieser Krieg noch andauern wird. Und auch in unserer Gesellschaft erleben wir Warnsignale, die unsere demokratische Grundordnung gefährden, vor denen wir nicht die Augen verschließen dürfen. Mitunter bekommt man den Eindruck, dass das, was der Prophet Jesaja schon vor mehr als 2700 Jahren geschrieben hat, zeitlose Realität ist, wenn er von blutdurchtränkten Kleidern spricht. Frieden, friedliches Zusammenleben, das wissen wir alle, erfordert einen langen Atem, erfordert Geduld und eine ehrliche, offene und faire und mitunter auch eine fundierte Auseinandersetzung. Die Geschichte zeigt uns, dass es immer wieder nötig und notwendig ist, unvoreingenommen aufeinander zuzugehen, um neue Wege des friedlichen Miteinanders zu gehen. „Es gibt eine Zeit für den Frieden “ – so hat nicht nur der Prophet Kohelet schon in seinem Buch geschrieben. Weihnachten will uns zeigen, dass der Glaube an Gottes Beistand, an seine Kraft und an seine helfende Nähe nicht nur ein bloßer Trost oder eine Vertröstung auf etwas Kommendes ist, nein Weihnachten will uns erhellendes Licht sein. Gott lässt uns als seine Geschöpfe niemals allein. Das Kind in der Krippe streckt seine Arme nach uns aus. Und wer kann sich schon einem kleinen Kind entziehen, dass die Arme nach einem ausstreckt? Ein Mensch, der Kontakt mit mir aufnimmt, ein Mensch, dessen Anblick mich entzückt, ein Mensch, der keine Bedingungen stellt, ein Mensch der nur Frieden im Herzen trägt. Der Theologe Hans Urs von Balthasar spricht von der „göttlichen List“. Gott wird Mensch, er wird ein Kind, um mit uns in Kontakt zu kommen. Die Botschaft von Weihnachten will bewusst einen Kontrapunkt inmitten von Ideologie und Menschenhass setzen, wenn sie von der vorbehaltlosen Zuwendung und Treue Gottes für JEDEN Menschen spricht. Lassen wir uns auch an diesem Weihnachtsfest von dieser Botschaft, von diesem Kind, das uns seine Arme entgegenstreckt, berühren und schenken wir ihr Glauben. Denn wer dieser Botschaft des Friedens wirklich Glauben schenkt, der kann nicht radikal, fremdenfeindlich oder menschenverachtend sein.
Liebe Leserinnen und Leser, ich wünsche Ihnen und Ihren Familien, allen, die am Weihnachtsfest in unserer Gemeinde zu Gast sind, auch im Namen aller Seelsorgerinnen und Seelsorger, im Namen von Pfarreirat und Kirchenvorstand, ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest und für das neue Jahr 2024 Gesundheit, Frieden und Segen.
Ihr Pastor Markus Thoms